Wie man eine lernförderliche Umgebung schafft: Rückblick zum sechsten Expert:innenforum Startchancen

Wie man eine lernförderliche Umgebung schafft: Rückblick zum sechsten Expert:innenforum Startchancen

Im Rahmen des sechsten Expert:innenforum Startchancen in Mülheim an der Ruhr nahmen wir die Säule I des Startchancen-Programms, das Investitionsprogramm für eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung, in den Fokus – und durften dafür an gleich zwei Mülheimer Schulen zu Gast sein. Die Veranstaltung in der Rückschau.

Bei unserem sechsten Expert:innenforum Startchancen am 14.03.2025 in Mülheim an der Ruhr haben wir uns anhand anschaulicher Praxisbeispiele der gelingenden Umsetzung der Säule I – im Zusammenspiel mit Säule II und III des Startchancen-Programms – gewidmet. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), der Robert Bosch Stiftung und der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, deren Pilotprojekt „Ganztag und Raum“ bereits an mehreren Schulen in Deutschland unter beweis gestellt hat, welche Potenziale im Investitionsprogramm des Startchancen-Programms stecken.

Natürlich ist die Umsetzung der Säule I weiterhin mit zahlreichen Fragen verbunden: Wie genau können Schulen durch gezielte Investitionen und neue Konzepte eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung schaffen? Wie viel lernförderliches (Um-)Bauen ist mit den Startchancen-Mitteln aus Säule I tatsächlich möglich? Und wie kann das Entwerfen einer lernförderlichen Umgebung sinnvoll in den Schulentwicklungsprozess integriert werden? Diese und weitere Denkanstöße bildeten den Kern der Veranstaltung, die am Vormittag im gut gefüllten Forum der Otto-Pankok-Schule begann und am Nachmittag in der Grundschule am Dichterviertel ihren Abschluss fand.

Als Forum für einen akteursübergreifenden Austausch bot die Veranstaltung den zahlreichen Teilnehmenden – von Schulleitungen und Vertreter:innen von Schulträgern bis hin zu Prozessbegleiter:innen und anderen Akteur:innen, die sich bereits auf den Weg zur einer förderlichen Lernumgebung gemacht haben – auch den Raum, miteinander zu diskutieren und ins Gespräch zu kommen.

Impuls von Barbara Pampe: Zeitgemäße Pädagogik trifft Raum

Im ersten Impulsvortrag des Tages eröffnete Barbara Pampe, Vorständin der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, neue Perspektiven auf die Entwicklung abgestimmter pädagogischer Konzepte zur Schaffung einer zeitgemäßen Lernumgebung an Schulen. Ein zentraler Befund: Schon durch geringe bauliche Umbaumaßnahmen und Anpassungen der Möblierung können an Schulen in kurzer Zeit erfolgreiche integrierte Nutzungskonzepte im Bestand entwickelt werden. Die Vortragsfolien zum Nachlesen finden Sie hier.

Impuls von Nicola Küppers und Jana Groß: Entwicklung und Umsetzung eines Integrierten Nutzungskonzeptes

Im Anschluss gaben Nicola Küppers und Jana Groß, Rektorin und Konrektorin der Grundschule am Dichterviertel, praxisnahe Einblicke in die Entwicklung und Umsetzung eines integrierten Nutzungskonzeptes. Als Beispiel führten sie hierbei den Umbauprozess ihrer eigenen Schule im Rahmen des Projekts „Ganztag und Raum“ an. Im Vordergrund stand dabei der Befund, dass sich ein solches Konzept vor allem an den konkreten und individuellen pädagogischen Bedarfen einer Schule orientieren muss. Nur so können – auch und vor allem in Zusammenarbeit mit den Schüler:innen selbst – neue Räume für ein zeitgemäßes und bedarfsgerechtes Lernen geschaffen werden. Die Vortragsfolien zum Nachlesen finden Sie hier.

Workshop-Phase: Förderliche Lernumgebung gemeinsam gestalten

In sechs Präsenz-, einem Hybrid- sowie vier Online-Workshops in den Räumlichkeiten der vor kurzem umgestalteten Grundschule am Dichterviertel vertieften die Teilnehmenden – gemeinsam mit Referent:innen aus Mülheim, Jork, Bremen, Berlin, Lüdenscheid und Soest – Fragestellungen rund um die Themen lernförderliche Umgebung und Architektur. Im Mittelpunkt stand dabei vor allem die Frage nach einer gelingenden Zusammenarbeit von Schulen, Trägern und externen Akteuren. Das gesamte Workshop-Programm im Überblick:

Workshop 1: Förderliche Lernumgebung gemeinsam gestalten – Kooperation zwischen Schule, Jugendhilfe (Hort) und Schulträger (Beispiel aus Jork)

Im Workshop „Förderliche Lernumgebung gemeinsam gestalten: Kooperation zwischen Schule, Hort (Jugendhilfe) und Schulträger“ zeigten die Referent:innen Arne Krüger und Yvonne Lawes anhand konkreter Erfahrungswerte aus dem Projekt „Ganztag und Raum“ auf, wie eine fruchtbare Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Planungs- und Umbauprozess einer Schule gelingen kann.

„Wenn alle Perspektiven mitdenken, mitentwickeln und gemeinsam planen, können miteinander Entscheidungen getroffen werden, die anschließend zusammen umgesetzt und gelebt werden“, so die Referent:innen. „Wir sind uns sicher, dass wir mit der Partizipation aller einen wichtigen Schritt in Richtung pädagogisch sinnvoller ganztägiger Bildung gegangen sind und werden diesen zusammen mit allen fortführen und weiterentwickeln.“ Die Workshop-Folien zum Nachlesen finden Sie hier.

Workshop 2: Förderliche Lernumgebung gemeinsam gestalten – Kooperation zwischen Bildungsbüro, Schulaufsicht und Schulträger (Beispiel aus Mülheim an der Ruhr)

Der Workshop „Förderliche Lernumgebung gemeinsam gestalten – Kooperation zwischen Bildungsbüro, Schulaufsicht und Schulträger“ vertiefte anhand des Beispiels der Grundschule am Dichterviertel die Frage nach einer möglichst zielführenden Zusammenarbeit zwischen Schulen und weiteren involvierten Akteuren bei der Umsetzung von Umbaumaßnahmen vor Ort. Die Referent:innen Brita Russack, David Lüngen, Nicola Küppers, Jennifer Galle, und Heike Freitag hoben dabei insbesondere die Mithilfe regionaler Bildungsbüros bei der Koordination als vielversprechende Unterstützungsmaßnahme hervor:

„Die integrierte Umsetzung der Fördersäule I, II und III ist eine anspruchsvolle Aufgabe für Schulen, Schulaufsicht und Schulträger, die viel Abstimmung erfordert. Die Regionalen Bildungsbüros in NRW haben seit vielen Jahren die Aufgabe, durch Vernetzung und Transparenz Chancenausgleich im Bildungssystem zu fördern. Sie können deshalb viel zur Koordinierung im Startchancenprogramm beitragen.“ Die Workshop-Folien zum Nachlesen finden Sie hier.

Workshop 3: Förderliche Lernumgebung gemeinsam gestalten – Kooperation zwischen Schulaufsicht und Schulträger (Beispiel aus Berlin)

Im Workshop „Förderliche Lernumgebung gemeinsam gestalten – Kooperation zwischen Schulaufsicht und Schulträger“ ging es – unter Leitung von Referentin Gabriela Anders-Neufang – um neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Schulaufsicht und Schulen vor Ort.

„Das Startchancenprogramm, aufgelegt für Schulen mit großem Entwicklungsbedarf, bietet aus meiner Sicht die Möglichkeit, über die definierte Zielgruppe hinaus, auch für andere Schulen, sowie für das gesamte Bildungssystem eine Wirkung im Sinne der Transformation zu entfalten“, erklärt Anders-Neufang. „Grundlegend dafür sind Visionen der Veränderung, die gelebte Verantwortungsgemeinschaft aller an Beteiligten, sowie die Vernetzung innerhalb der Regionen und im Sozialraum. Es geht also um eine systemische Veränderung der Arbeit in der horizontalen Ebene unter Einbeziehung der vertikalen, um wirklich alle Schulen zu erreichen und nicht nur die Spitze des Eisbergs.“ Die Workshop-Folien zum Nachlesen finden Sie hier.

Workshop 4: Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln (Beispiel aus Bremen)

Im Workshop „Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln“ stellten die Referentinnen Dorle Zweering und Andrea Rokuß das Projekt „Ganztag und Raum“ der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft in Bremen näher vor.

„Die Transformation zu einer Ganztagsgrundschule erfordert ein durchdachtes Nutzungskonzept für Pädagogik und Raum, das Schule und Jugendhilfe als gleichwertige Partner begreift“, so die Referentinnen. „Nur durch eine enge Verzahnung im multiprofessionellen Team kann eine Schule entstehen, die den Bedürfnissen der Kinder wirklich gerecht wird. Entscheidend ist dabei eine rhythmisierte Tagesstruktur, in der sich formale und non-formale Bildungsangebote nicht nur ergänzen, sondern gegenseitig stärken. Dafür müssen atmosphärische Räume geschaffen werden, die diese Verzahnung ermöglichen und unterstützen. So entsteht ein Lern- und Lebensraum, der Bildung ganzheitlich denkt und Chancengerechtigkeit sowie das Wohlbefinden der Kinder in den Mittelpunkt stellt.“ Die Workshop-Folien zum Nachlesen finden Sie hier.

Workshop 5: Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln (Beispiel aus Jork)

In einem weiteren Workshop zum Thema „Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln“ legten die Prozessbegleiterinnen Maria Isabettini und Nicole Raabe vom Architekturbüro nonconform am Beispiel der Grundschule „An der Este“ in Jork anschaulich dar, wie ein integriertes Nutzungskonzept in direkter Zusammenarbeit mit der Schule vor Ort entstehen kann.

„Wie lassen sich Pädagogik, Organisation und Raum so miteinander verknüpfen, dass innovative Lernumgebungen im Bestand entstehen? Das Pilotprojekts Ganztag und Raum an der Grundschule ‚An der Este‘ zeigt, wie durch echte Partizipation aller Beteiligten neue pädagogische und räumliche Qualitäten geschaffen werden“, erklären die Referentinnen. „Im Mittelpunkt steht die Frage, wie wirksame Formen der Beteiligung aktiv gefördert werden können – und warum Mut der Schlüssel ist, um gemeinsam einen zukunftsfähigen Ganztag in qualitätsvollen Räumen zu gestalten.“ Die Workshop-Folien zum Nachlesen finden Sie hier.

Workshop 6: Möblierung neu gedacht: Konzepte für eine förderliche Lernumgebung (Beispiel aus Mülheim an der Ruhr)

Der Workshop „Möblierung neu gedacht: Konzepte für eine förderliche Lernumgebung“ widmete sich unter Leitung von Prozessbegleiterin Fee Kyriakopoulos „Ganztag und Raum“ an der Grundschule am Dichterviertel in Mühlheim an der Ruhr. Begleitet wurde der Workshop durch Konrektorin Jana Groß und Barbara Pampe von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die gemeinsam mit der Referentin Fragen zum Umbauprozess an der Grundschule beantworteten. Dabei konnten die Teilnehmenden den erfolgreichen Umgestaltungsprozess der Grundschule direkt vor Ort in den Räumlichkeiten der Schule nachvollziehen. Die Workshop-Folien zum Nachlesen finden Sie hier.

Workshop 7: Wie angepasste Brandschutzkonzepte zu einem Mehr an Fläche führen können

Im Hybrid-Workshop „Wie angepasste Brandschutzkonzepte zu einem Mehr an Fläche führen können“ erklärte Referent Dirk Lorenz, wie brandschutztechnisch erforderliche Umbaumaßnahmen an Schulen die Erschließung neuer Lernflächen begünstigen können.

„Das Brandschutzkonzept im Allgemeinen und bei Schulgebäuden im Speziellen, wird insbesondere durch das Risiko für den Nutzerkreis bestimmt. Diese Erkenntnis ist planungsbestimmende Bedingung und Chance gleichermaßen. Gerade die besondere Vertrautheit des Nutzerkreises einer Schule mit dem Gebäude, birgt ein erhebliches Potential für die Sicherheit – nicht nur im Brandfall“, so Lorenz. Die Workshop-Folien zum Nachlesen finden Sie hier.

Workshop 8: Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln (Beispiel aus Bremen)

Im Online-Workshop „Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln“ gingen die Referentinnen Susanne Lzicar, Petra Albers, Udo Stoessel, Laura Materna und Sonja Fahr auf die Ausgestaltung des Projekts „Ganztag und Raum“ an der Bremer Grundschule an der Melanchthonstraße ein.

„Eine förderliche Lernumgebung entsteht durch einen gemeinsamen Prozess, in dem Schul- und Unterrichtsentwicklungen (Säule II) innerhalb des multiprofessionellen Teams (Säule III) entwickelt werden und Grundlage für neue Brandschutzkonzepte, Umbaumaßnahmen und eine veränderte Möblierung (Säule I) sind“, so die Referentinnen. „Das Projekt zeigt, wie gemeinsam mit allen Beteiligten aus Schule, Jugendhilfe, Schulaufsicht und Verwaltung neue Nutzungskonzepte entwickelt werden, die Pädagogik, Raum und Organisation zusammendenken.“ Eine Video-Aufzeichnung des Workshops zum Nachschauen finden Sie hier.

Workshop 9: Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln (Beispiel aus Lüdenscheid)

In einem weiteren Online-Workshop zum Thema „Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln“ stellte Annalena Danner von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft gemeinsam mit Schulleiterin Tatjana Ortolf die Umsetzung des Projekts „Ganztag und Raum“ an der Tinsberger Schule in Lüdenscheid vor. Eine Video-Aufzeichnung des Workshops zum Nachschauen finden Sie hier.

Workshop 10: Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln (Beispiel aus Jork)

Auch an der Grundschule „An der Este“ in Jork ist das Projekt „Ganztag und Raum“ der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft bereits erfolgreich angelaufen. In einem weiteren Online-Workshop zum Thema „Architektur und Pädagogik im Einklang: Integrierte Nutzungskonzepte gemeinsam entwickeln“ wurde die Planung und Umsetzung des Projekts näher beleuchtet. Eine Video-Aufzeichnung des Workshops unter Leitung von Antonia Blaer-Nettekoven von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, sowie Schulleiterin Yvonne Lawes finden Sie hier.

Workshop 11: Schulministerium NRW meets Startchancen: Qualifizierungsmaßnahme Beraterinnen und Berater Pädagogische Architektur

„Im Rahmen des Angebots des Landes NRW ‚Beratung Pädagogische Architektur‘ unterstützen wir alle am Prozess Beteiligen bei der gemeinsamen Entwicklung von Perspektiven für die Gestaltung zukunftsfähiger Bildungseinrichtungen“, erklärte Referent Florian Kretzschmar von der QUA-LiS NRW im Online-Workshop zum Thema „Schulministerium NRW meets Startchancen: Qualifizierungsmaßnahme Beraterinnen und Berater Pädagogische Architektur“. Die Workshop-Folien zum Nachlesen finden Sie hier.

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