Startchancen-Blog

Wunsch & Wirklichkeit deutscher Bildungspolitik – Ein WZB Podcast

In der WZB-Gesprächsreihe zum Thema Bildungspolitik diskutieren Forschende und Praxisexpert*innen aus Politik und Verwaltung die drängenden Fragen der Schul- und Bildungspolitik. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Themen „Bildungsungleichheit“ und „Digitalisierung“ – zwei zentrale Steuerungsprobleme im Schulbereich.

Welche Akteure sind hier maßgeblich? Was sind die entscheidenden Stellschrauben für eine gelingende Steuerung und wo liegen typische Schwierigkeiten? Diese und ähnliche Fragen werden mit Blick auf die verschiedenen Steuerungsebenen besprochen: die Einzelschule, die Kommune bzw. der Schulträger, das Land, sowie die länderübergreifende Ebene der KMK und des Bundes. Eine Auswahl der bereits erschienenen Folgen zum Thema „Bildungsungleichheit“ können Sie direkt hier anhören. Die gesamte Staffel zum Nachhören finden Sie hier.

Bildungsungleichheit: Vorraussetzungen und Möglichkeiten von Schulentwicklung

Das Thema

Schulen können Bildungsungleichheit nicht allein entgegenwirken, da sie in politische und gesellschaftliche Diskurse, Verwaltungs- und Verteilungsstrukturen eingebettet sind, die selbst benachteiligende Praktiken präfigurieren und legitimieren. Und doch gibt es Spielräume für Einzelschulen, Lernen und Entwicklung so zu gestalten, dass Ungleichheit innerhalb der Institution nicht zusätzlich verstärkt und im besten Fall abgemildert wird.

Will man jedoch Entwicklungen befördern, die über einzelne „Leuchtturmschulen“ hinausgehen, dürfen Schulen und in ihnen tätige Menschen nicht allein gelassen werden. Um Bildungsungleichheit systematisch entgegenzuwirken, braucht es neue Konzepte für die Organisation und Prozessgestaltung von Schule und Unterricht sowie ein gezielt auf den Abbau von Benachteiligung gerichtetes Handeln auf allen Ebenen des Bildungssystems und darüber hinaus. Hilfreich könnte hier eine geteilte „Grammatik“ des Problemlösens sein, die an den praktischen Problemen der Akteure ansetzt, eine geteilte Logik in der Bearbeitung von Herausforderungen zur Verfügung stellt und so kollektive Selbstwirksamkeitserfahren und „collective agency“ befördert.

Die Gäste

Es diskutieren Nina Bremm, Professorin für Schulentwicklung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und Sascha Wenzel, Konrektor der Grundstufe der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli. Moderiert wurde das Gespräch von Benjamin Edelstein, wissenschaflicher Mitarbeiter am WZB.

Schulpolitik gegen Bildungsungleichheit: Was tun Bund und Länder?

Das Thema

Die enge Verbindung von sozialer Herkunft und Bildungsarmut wird in Deutschland schon seit Jahrzehnten politisch thematisiert und problematisiert. In dieser Folge beschäftigen wir uns mit der länderübergreifenden Ebene und fragen, was hier bereits konkret gegen Bildungsungleichheiten getan wird – und was noch getan werden könnte. Dabei scheint sich die Debatte über die letzten Jahre verschoben zu haben. Ging es einst noch um Strukturen (wie etwa die Mehrgliedrigkeit des Schulsystems), dreht sich der Diskurs heute vorwiegend um Programme.

KMK und BMBF haben 2019 das Programm „Schule macht stark“ aufgelegt (300 Schulen). Die Ampel-Regierung hat 2021 das „Startchancen“-Programm für 4.000 Schulen angekündigt, das nun zum Schuljahr 2024/25 an den Start geht, um in den kommenden zehn Jahren 4.000 Schulen „in benachteiligten Regionen und Quartieren“ gezielt zu unterstützen. Ist von solchen Programmen tatsächlich ein Abbau der Bildungsungleichheit in Deutschland zu erwarten? Und welche Aspekte lassen sich hier länderübergreifend steuern?

Die Gäste

Es diskutieren Isabelle van Ackeren, Professorin für Bildungssystem- und Schulentwicklungsforschung an der Universität Duisburg-Essen und Helmut Holter, Minister für Bildung, Jugend und Sport in Thüringen. Moderiert wurde das Gespräch von Mark Rackles, Staatssekretär a.D. und Fellow am WZB.

Landespolitische Maßnahmen zur Verringung sozialer Disparitäten

Das Thema

Die hohe Abhängigkeit des schulischen Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft ist ein Befund, der von der Bildungsforschung seit Jahrzehnten immer wieder erneuert wurde. Auch der vergleichsweise hohe Anteil bildungsarmer junger Menschen besteht fort, ist in den vergangenen Jahren sogar wieder gestiegen. Darüber hinaus ist gerade in großstädtischen Räumen eine erhebliche und weiter zunehmende soziale Segregation zwischen einzelnen Stadtteilen und Schulen zu verzeichnen. Das (Un-)Wort der „Brennpunktschule“ gehört mittlerweile zum festen Repertoire der bildungspolitischen Debatten.

Von einzelnen Bundesländern sind mittlerweile Maßnahmen ergriffen worden, die das Problem adressieren und Bildungsungleichheiten abbauen sollen. Zu nennen sind hier – neben etlichen Einzel- und Modellprogrammen – insbesondere die sozialindizierte Mittelverteilung an Schulen in schwieriger Lage (KESS-Index, Bonusprogramm) und auch die Schaffung neuer Schulformen (z.B. Sekundar- und Gemeinschaftsschulen). Welche Wirkung hatten und haben diese und andere Maßnahmen? Welche landespolitischen Maßnahmen wären nötig, um soziale Ungleichheiten tatsächlich abzubauen? Was ist in den kommenden Jahren von den Ländern – auch mit der Rückendeckung neuer Bundesprogramme – zu erwarten?

Die Gäste

Über diese Fragen diskutieren Gabriele Bellenberg, Professorin für Schulforschung und Schulpädagogik an der Ruhr-Universität Bochum und Martina Diedrich, Direktorin des Instituts für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) der Hansestadt Hamburg. Moderiert wurde das Gespräch von Michael Wrase, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Hildesheim und Senior Researcher sowie Leiter des Projekts „Expert:innenforum Startchancen“ am WZB.

Kommunale Schulträger: Ansätze zur Reduzierung sozialer Bildungsungleichheit

Das Thema

Auch auf der Ebene der Kommunen gilt es, neue und bestehende Ansätze zur Verringerung sozialer (Bildungs-)ungleichheit an Schulen stetig fortzuentwickeln und umzusetzen. Vor welchen Herausforderungen und Steuerungsmöglichkeiten stehen dabei die kommunalen Schulträger? Wie kann die Zusammenarbeit verschiedener Akteure auf kommunaler Ebene gestaltet werden? Diesen Fragen widmen sich die Diskutanten in dieser Folge in einem einführenden Vortrag, sowie im anschließenden Gespräch über konkrete Praxisbeispiele.

Die Gäste

Es referieren und diskutieren Norbert Sendzik, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am WZB und Björn Hermstein, Schulentwicklungsplaner im Dezernat ‘Familie, Schule, Integration und Sport’ der Stadt Oberhausen. Moderiert wurde das Gespräch von Rita Nikolai, Professorin an der Universität Augsburg.